RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Siegerehrung Am Abend
RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Siegerehrung Am Abend RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Kurz Vor Dem Start RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Gute Laune Unter Den Mädels Kurz Vor Dem Start RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Start Des Rennens RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Start Des Rennens RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Aero Auf Der Strecke RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Die Karavane Zieht Durch Die Nacht RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Es Geht Durch Die Lange Nacht RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Geschafft! Als Siegerin Im Ziel In St. Georgen. RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Guter Support Ist Alles! RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Ein Toller Zielempfang In St. Georgen Im Attergau RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Sieg In 19:43 H RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Müde Aber Glücklich Im Ziel RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Sieg! Danke An Mein Kleines Aber Feines Team. RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2023 – Zielinterview

Sieg beim RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 560 km

Nach meiner Teilnahme beim Desert Dash Mountainbikerennen im letzten Jahr habe ich scheinbar Blut geleckt, was etwas längere Rad-Rennen angeht. Okay, meine Aussage: „So etwas mache ich nie, nie, wieder… sollte ich jemals noch mal auf den Gedanken kommen, mich wieder anzumelden, dann haltet mich bitte davon ab!“ kann man vielleicht etwas falsch interpretieren. Was ich eigentlich sagen wollte war: „Ich liebe sportliche Herausforderungen und freue mich darauf, wenn es mir mal wieder so richtig mies geht. Her mit dem nächsten Abenteuer!“
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen diesen beiden Aussagen. Kurzum meldete ich mich für die RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE über 560 km an. Der Mensch braucht Ziele. Die CHALLENGE wird vom Veranstalter als „Einstiegsrennen in den Ultraradsport“ beschrieben und sollte innerhalb 24 Stunden gut zu schaffen sein. Der Rundkurs startet in St. Georgen im Attergau und führt im Uhrzeigersinn auf asphaltiereten Straßen um die Landesgrenzen Oberösterreichs wieder zum Startpunkt zurück. Obwohl es durch den flacheren Teil Österreichs geht, kommt man in Summe auf ca. 6.500 Höhenmeter. Ich habe mich für die supportete Variante des Rennens entschieden, was bedeutete, dass ich ein Team von mindestens 2 Personen mit einem Auto benötigte. Vom Veranstalter werden 3 Personen als Support empfohlen, da eine Nacht im Auto, bei der man mit ca. 30 km/h hinter einem Radfahrer herfahren muss, schon mal ermüdend sein kann. Doch mit Uli habe ich nicht nur den liebsten Menschen an meiner Seite, sondern auch einen bundeswehrerprobten, leidensfähigen, hinterm Steuer nie müde werdenden Menschen. Zusammen mit unserem Kumpel Jörg bildeten die beiden ein super Team. Die Organisation vor dem Rennen war doch etwas aufwändiger, als gedacht. Das Teamfahrzeug musste mit zahlreichen Aufklebern beklebt werden, es mussten orangefarbene Blinklichter auf dem Dach montiert werden, meine Räder (Zeitfahrrad und Rennrad) mussten mit Rückstrahlaufklebern ausgestattet werden, ich musste mir Gedanken über meine Verpflegungsstrategie machen, und… und… und. Den Vorschlag von Uli, uns mit einem Funkgerät auszustatten, fand ich zu Beginn etwas übertrieben. Doch im Nachinein hätte ich nicht ohne diese Technik unterwegs sein wollen. Es stellte sich als unheimlich praktisch heraus, über mein kleines Headset Wünsche an mein Supportteam im Auto zu melden und diese dann zeitnah erfüllt zu bekommen. Wir reisten also mit vollbepacktem Auto Richtung Österreich und trafen pünktlich zum offiziellen Start der Ultra-Distanz von über 2.200 km ein. An diesem Montagabend wurden die Starter persönlich auf der großen Bühne in ihr langes Abenteuer verabschiedet – einmal die Landesgrenze Österreichs abzuradeln. Diese Momente waren schon sehr emotional und machten Lust auf unser „kleines“ Rennen, welches am Mittwoch um 15:16 Uhr für mich starten sollte.

Die Aufregung wurde von Tag zu Tag größer und ich konnte die Nacht vor dem Rennen nicht gut schlafen. Zu viel ging mir durch den Kopf. Es kann so viel schief gehen. Wir verfolgten schon länger den Wetterbericht, welcher für den Renn-Abend ein starkes Gewitter ankündigte. Gut ausgerüstet mit Regenjacke sowie einem zweiten Set an Rad-Klamotten standen wir an der Startlinie. Endlich ging es los. Nach einem kurzen Interview rollte ich von der Bühne in das große Abenteuer meiner bisher längsten Radfahrt. Natürlich hatten wir die Strecke zuvor nicht besichtigt. Das Studieren des Höhenprofils musste ausreichen. Doch so ein Höhenprofil lügt. Oder zumindest schaut es völlig anders aus, als dass sich die Strecke in Realität anfühlt. Meine Übersetzung am Zeitfahrrad ist eine andere als am Rennrad. Ich hatte schon das 11-30er Ritzel am TT montiert (53-39 Kettenblätter), mehr ging nicht. Sollte ich damit nicht mehr die Berge hochkommen, müsste ich auf das Rennrad mit Kompaktkurbel wechseln. Die ersten Kilometer der Strecke waren bergig. Doch die Beine waren ja noch frisch, kein Problem. Dann folgten viele flache Kilometer, bei der die Aeroposition richtig Sinn machte. Zu Beginn war noch viel Autoverkehr, doch dieser legte sich gegen Abend. Der Blick gen Himmel ließ keine dunklen Wolken erahnen und ich fragte meine Supporter, wo denn das angekündigte Gewitter bliebe. „Schaut gut aus – nichts zu sehen“ – na da haben wir ja noch mal Glück gehabt. Dem Inn bergab folgend hatte ich irgendwann Passau erreicht. Nach einem kleinen Stück der Donau folgend, dämmerte es immer mehr und die Lichter am Rad mussten eingeschaltet werden. Nun erwarteten mich endlich ein paar Höhenmeter und ich konnte mich aus der Aeroposition aufrichten. Mein nächstes Ziel war es, die 200er-Marke zu erreichen. Dann ging es auf die 300-Kilometer-Marke zu. Noch immer keine Distanz, die mich erschrecken sollte, dachte ich. Mittlerweile war es dunkel und ich radelte im Schein meiner Lenkerlampe sowie im noch helleren Schein unseres Support-Autos vor mich hin. Plötzlich hörte ich Stimmen und sah eine komische Gestalt auf der Straße. Als ich näher kam, sprach mich der Teufel höchst persönlich mit Namen an: „Na, Du musst die Verena sein?!“ „Ja, das bin ich“, entgegnete ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht – dankbar für diese nette Überraschung. Im kleinen Ort Julbach gab es eine richtige Fan-Zone, bei der ganz viele Leute mitten in der Nacht an der Strecke alle Teilnehmer lauthals anfeuerten. Das Teufelchen lief am Anstieg neben mir her und erhellte meine Stimmung immens. Einfach super, Danke! Immer wieder gab es Situationen, in denen plötzlich Leute aus ihren Häusern gerannt kamen und mich persönlich mit Namen anfeuerten. Über die App war nämlich live der genaue Standort jedes Fahrers zu beobachten. Ich war über jeden einzelnen von ihnen glücklich. Doch ganz frei machen von ein paar negativen Gedanken konnte ich mich auch nicht. Innere Konversationen wie „die Nacht ist verdammt lang und dunkel“ oder „wenn ich 300 Kilometer im Sack habe, dann muss ich noch die 400 km voll machen und dann??? …sind es immer noch 160 km bis ins Ziel. OMG!“ kamen in mir auf. Nur nicht zu viel nachdenken ist hier die bessere Alternative. Nach 300 km gab es die erste kurze Pause. Mein Rücklicht hatte den Geist aufgegeben und Uli stattete mich mit einem Ersatzlicht aus. Diesen Stopp nutze ich auch für eine Pipipause. Meine leichten Kopfschmerzen, die mich bis hierhin begleiteten, wurden nach dem kurzen Stopp tendenziell besser. Meine Verpflegung gestaltete ich aus dem Bauch heraus. Ich hasse es, zu viel im Voraus zu planen, denn meist kommt es eh anders als man denkt. Zu Beginn, als die Temperaturen noch um die 30 Grad lagen, verpflegte ich mich mit Gels. Das spätere Nutella-Toastbrot blieb mir fast im Halse stecken. Worüber ich mich freute und was ich mit Genuss verzehrte, waren Stücke einer Wassermelone. Eine halbe Banane fand auch irgendwann den Weg Richtung Magen und konnte sich zu ein paar Youghurt-Gums gesellen. Süß stand also hoch im Kurs. Ich achtete darauf, immer wieder etwas Energie zuzuführen, auch wenn das Verlangen danach nicht so groß war. Irgendwann in der Nacht überholten mich ein paar schnelle Männer, die ca. 45 – 60 Minuten nach uns Frauen gestartet waren und sorgten für etwas Abwechslung in der Nacht. Einen Fahrer von ihnen sammelte ich später wieder ein und rollte ein paar Kilometer neben ihm her, wobei wir uns etwas austauschen und uns gegenseitig motivieren konnten. Der Rest der Nacht war einsam, abgesehen von meinen treuen Begleitern.

Als es in den Anstieg zum Hengstpass hinein ging, konnte ich die Silhouetten der Berge und Bäume erkennen, was bedeutete: Es fing langsam aber sicher an zu dämmern! Die Freude darüber war nicht nur bei mir sehr groß. Auch meine zwei Begleiter sehnten das Tageslicht herbei. Meine Beine waren nun, nach ca. 415 Kilometern nicht mehr ganz so frisch und ich wechselte, hauptsächlich aus Respekt vor dem Höhenprofil, auf mein Rennrad. Doch der gefürchtete Anstieg war halb so wild und hätte auch gut mit dem Zeitfahrrad bewältigt werden können. Auch nach dem Pass dachte ich, mein Rennrad wäre die bessere Wahl. Doch dem war nicht so. Nach einigen flachen oder abschüssigen Kilometern in einer nicht ganz so aerodynamischen Position, hatte ich die Nase voll und wechselte wieder auf mein Zeitfahrrad. Nur einmal sollte ich noch auf mein Rennrad angewiesen sein, da der Anstieg kurz vor dem Attersee noch mal sehr steil war. Der Morgennebel verzauberte die Landschaft in etwas Märchenhaftes. Immer wieder beschlug meine Brille aufgrund der starken Feuchtigkeit. Meine Arme, Beine, sogar meine Wimpern trieften vor Nässe. Doch die Sonne stand schon in den Startlöchern und vertrieb den frühen Nebel schnell. Nach dem nochmal sehr steilen Anstieg bei Kilometer 518 war ich überwältigt, als ich den Attersee erblickte. Es war das erste Vorzeichen, sich langsam wieder dem Ziel zu nähern. Zwei, drei Tränen verdrückte ich beim Blick hinunter ins Tal auf das schönste Türkis, welches ich je gesehen hatte. Nach einer rasanten Abfahrt hinunter zum See wähnte ich mich nun schon fast im Ziel. Doch auch die letzten 30 Kilometer bekommt man nicht geschenkt. Noch einmal kurzzeitig ausgebremst von einem großen LKW, der auf den schmalen Straßen den entgegen kommenden Verkehr passieren ließ, konnte ich nun endlich in den finalen Anstieg Richtung St. Georgen fahren. Und auch bei einer 560 Kilometer-Tour zieht sich der letzte Anstieg am meisten. Wann kann ich denn nun endlich den Kirchturm von St. Georgen erblicken? Das Ziel für die Zeitnahme ist das Ortseingangsschild. Kurz vorher wurde ich von einem Offiziellen auf einem Motorroller abgefangen und die letzten Meter geleitet. Die Fahrer werden zu einer Art Zwischenstation zur kurzen Erholung geführt, bevor es auf die große offizielle Bühne geht. So kann man seinen Zieleinlauf noch mehr genießen! Mein insgeheimes Ziel, es in unter 20 Stunden ins Ziel zu schaffen, habe ich mit einer Endzeit von 19:43 Stunden (Ø 28,45 km/h) erreicht. Aber genauso, wenn nicht sogar noch viel mehr, freue ich mich natürlich über meinen, über UNSEREN Sieg. Vielen Dank an Ulrich Freitag und Jörg Riese für diese tolle Supporter-Leistung. Ohne Euch wäre das nicht möglich gewesen. Ein großer Lob auch an das ganze Orga-Team des RAA. Die Veranstaltung nennt sich nicht umsonst „Österreich emotionalstes Radrennen“. Eine Teilnahme kann ich nur wärmstens empfehlen.