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IRONMAN Israel – mein letztes Pro-Rennen im Triathlon-Zirkus

Noch einmal eine gezielte Vorbereitung auf ein großes Rennen, noch einmal die Worte „You are an IRONMAN“ auf der Finishline hören. Dieses Ziel hatte ich mir in den Kopf gesetzt und die Vorzeichen standen eigentlich ganz gut, dass ich dieses Ziel auch erreichen würde. Meine undefinierbaren gesundheitlichen Probleme, die mich im Sommer beschäftigten, waren auf ein gewöhnliches Level gesunken und ich konnte den Trainingsplan von meinem Coach Florian Hanakam nahezu zu 100% umsetzen. Ich merkte sogar eine stetige Leistungssteigerung in den Wochen der gezielten Vorbereitung, was ich so intensiv auch schon lange nicht mehr wahrgenommen hatte. Ich absolvierte viele lange Läufe, die mich gut voran brachten. Meine finale Vorbereitung durfte ich auf Mallorca bei milden Temperaturen machen, was das Training um einiges angenehmer gestaltete. Ich war guter Dinge für das bevorstehende Rennen in Tiberias am See Genezareth in Israel. Zugleich war ich auch ängstlich, man kann schon fast sagen paranoid, mich noch irgendwo mit einer Erkältung/Covid anzustecken und dadurch eben nicht an der Startlinie stehen zu können, wo es doch so gut lief. Doch das Glück war auf meiner Seite und ich reiste zusammen mit Uli gesund in das uns noch unbekannte Land Israel. Trotz der „nur“ 4 Stunden Flug, ging ein ganzer Tag für die Anreise drauf und wir kamen ziemlich groggy spät abends in unserer Unterkunft an. Die verbleibenden Tage vor dem Rennen waren gut gefüllt mit Streckenbesichtigung, den letzten kleineren Trainingseinheiten und meiner Office-Arbeit. Das Tageslicht ist auch in Israel in den Wintermonaten begrenzt und die Sonne verabschiedet sich schon gegen 16:30 Uhr hinterm Horizont. Doch die Temperaturen waren natürlich sommerlich warm. Tageshöchstwerte von ca. 26 Grad wurden in den ersten Tagen unseres Aufenthaltes noch erreicht. Doch die Prognose für den Freitag, an dem das Rennen stattfinden würde, versprach nichts Gutes: Regen, viel Regen und Temperaturen von ca. 14 Grad am Morgen bis maximal 18 Grad am Nachmittag. Okay, das hatte ich anders erwartet, wie wahrscheinlich viele andere Athleten auch. Die Hoffnung auf besseres Wetter als angekündigt, starb spätestens am Rennmorgen beim Gang in die Wechselzone. Der Himmel ergoss sich über uns und die Wechselzone verwandelte sich schnell in einen rutschigen Schlammpark.

Wenn ich ehrlich bin, die Nächte vor einem großen Rennen werde ich sicher nicht vermissen. Ich konnte noch nie verstehen, dass manche Athleten diese Aufregung und Nervosität genießen und als positiv empfinden. Ich hatte wieder eine überwiegend schlaflose Nacht hinter mir, versuchte mich dabei immer wieder zu beruhigen, wenn beim Gedanken an den IRONMAN das Adrenalin in meine Adern schoss. Den Alarm des Weckers um 3:50 Uhr mitten in den Nacht brauchte ich nicht, denn ich war eh wach. Doch nun konnte ich endlich aufstehen und etwas tun. Beim Herrichten der Wechselzone war es noch dunkel. Ein kräftiger Wind blies, es regnete und man konnte nur erahnen, wie ungemütlich die Oberfläche des Sees Genezareth sein würde. Um 6:17 Uhr startete das große Feld der Pro-Damen auf die erste von zwei Schwimmrunden. Das Wasser war warm und wir wurden zum Glück mit Neopren losgeschickt. In einer kleinen Gruppe kämpfte ich mich durch die Wellen und erreichte nach langen 1:06:30 Std. die Wechselzone. Die Straßen waren natürlich nass und schon zu Beginn sah ich viele Athleten mit einem Platten am Straßenrand stehen. Die Strecke führte 45 km entlang des Ufers und auf selbigem Weg wieder zurück. So wusste man, was einen auf der zweiten Runde erwarten würde. Es wehte ein starker Wind, der freundlicherweise dann auch mal von hinten kam. Ein paar Höhenmeter hatte die Strecke aufzuweisen, die aber mehr für Abwechslung als für extra Ermüdung sorgten. Das erste Viertel fühlte sich gut an und meine Wattwerte passten. Eine Wattmessung ist Fluch und Segen zugleich… hätte ich keine Werte vor Augen, die meine stetige Degression dokumentierten, würde ich sagen: Alles tutti. Ich bin in etwa ein Tempo durchgefahren. Doch der Abfall meiner Wattwerte zeigt, wie stark ich zum Ende hin nachgelassen habe. Kurz vor der Wechselzone waren meine Gedanken schon bei der dritten Disziplin und ich dachte: „Ist doch super, dass ich wenigstens keinen Platten hatte. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, denn ich hatte ja noch nicht die Wechselzone erreicht, sagte mir dann aber, sollte ich jetzt noch einen Platten haben, dann würde ich auf der Felge weiterfahren, denn weit konnte es ja nicht mehr sein!“ Und genau in diesem Moment war mein Hinterreifen platt. Das nenne ich Autosuggestion vom Feinsten. Das sollte ich demnächst professionell betreiben 😉 Wie gedacht, so getan: Im Schleichtempo ging es ganz vorsichtig auf der Felge mit einem total platten Reifen in die Wechselzone. 5:00:24 Std. benötigte ich für den Radteil.

In der ersten von vier Laufrunden fühlte ich mich auch noch ganz gut. Zwar war meine Pace nicht so hoch, wie ich sie bei einem völlig flachen Kurs angelaufen wäre, doch diese welligen Laufstrecken liegen mir einfach nicht so gut. Mein anfänglicher Optimismus bröckelte etwas zu Beginn der dritten Runde. Ein IRONMAN ist eben ein Biest und unvorhersehbar. Meine Oberschenkelmuskulatur verweigerte ihren Dienst und jeder Schritt wurde später zur Qual. In der dritten Runde konnte der Kopf noch etwas gegensteuern und mich immer phasenweise etwas antreiben. Doch auch das gelang mir in der letzten Runde nicht mehr, denn wenn die Muskulatur einfach am Ende ist, hilft auch kein mentales Wunderwerk mehr. Der Toilettenstopp in der ersten Runde fiel dann auch nicht mehr ins Gewicht. Teilweise gab es kräftige Niederschläge auf der Laufrunde, die kurzerhand für überflutete Straßen sorgten. Mit jedem Schritt ersehnte ich die Ziellinie herbei. Ich freute mich schon auf das spätere Abendessen, doch dazu später mehr. Nach einer Laufzeit von 3:38:15 Stunden erreichte ich endlich das Ziel mit einer Endzeit von 9:54:15 Std. Im Ziel flossen leider erstmal Tränen der Enttäuschung, doch zugleich war ich froh, dass ich gefinisht habe sowie dass es nun vorbei ist. Da es in der Zielverpflegung nicht viel gab, was ein Athletenherz höher schlagen lässt, entschied ich ich, erstmal zu duschen und dann in einem Restaurant zusammen mit Uli etwas Leckeres zu essen. Doch dazu sollte es nicht kommen, denn es war bereits dunkel und somit Schabbat! Uppps, und was bedeutet das jetzt? Das bedeutete, dass sogar Mc Donalds geschlossen hatte und ich mich mit der Gemüsesuppe in der Zielverpflegung satt essen musste. Was für eine Strafe nach so einem Tag! Getoppt wurde es noch durch die kalte Dusche in unserer Unterkunft. Denn scheinbar verweigerte sogar das Warmwasser die Arbeit an Schabbat. Hahaaa. Ein tolles und hartes Rennen in einem tollen Land, von dem ich so wenig vorher wusste. Schalom!